“Man gönnt sich ja sonst nichts!”, denkt der Hedonist und bestellt sich ein Döschen Stör-Kaviar. Wem dieses Gefühl beim aktuellen Weihnachtseinkauf in der Wiener City überkommt (ist das nicht genauso normal wie der Gusto nach Punsch und Maroni? ), dem wird seit Neuestem im Steigenberger Hotel Herrenhof geholfen. Während sich die Spitzengastronomie eher auf heimischen Kaviar (Sicher! Grüll! Questers!) beschränkt und man in Hipster-Bars lieber Austern schlürft, hat sich Herrenhof-Küchenchef Stefan Schartner auf das schwarze Gold spezialisiert und lockt nicht nur russische Oligarchen mit einem verlockenden und vor allem fair kalkulierten Kaviar-Angebot aus dem Hause Prunier. Gut so: denn wenn man schon ein kleines Vermögen für den Stör-Rogen ausgeben möchte, dann sollte man sich punkto Qualität und Preis-Leistung sicher sein können.

Schon Johannes Mario Simmel schrieb “Es muss nicht immer Kaviar sein” und hatte damit freilich recht. Ein Perlmut-Löfferl Fischeier um 50 Euronen? “Nein danke” (oder eher: “Bist deppat?”), sagen da die meisten. Manchmal muss es aber eben das Besondere sein, ab und zu will man verrückt – ja dekadent – sein und sich eine kulinarische Spinnerei abseits jeder Vernunft leisten. Das Steigenberger Hotel Herrenhof bietet mit seinem neuen Kaviar-Angebot beste Gelegenheit dazu, wobei man dank fairster Preiskalkulation das vermeintliche Luxusgut auch für die Geldbörse vom Otto Normalverbraucher erschwinglich machen und Berührungsängste abbauen möchte. Beispiele gefällig?

Als Einstiegsangebot für zwei Personen gibt es eine 20-Gramm-Dose vom chinesischen Qiandao Kaviar mit Blinis, Crème Double sowie zwei Gläsern Hubert de Gertale Champagner um 69 €. Das gleiche Offert mit französischem Oscietra Kaviar schlägt sich mit 99 € zu Buche. Witzig und verlockend: der Kaviar Shot bestehend aus 4cl österreichischem Puriste-Wodka (von Alois Kracher / Leo Hillinger) mit einem Löffel Qiandao Kaviar um 15 €. Okkasion ist das freilich keine, aber Qualität und Geschmack des Kaviars sind hervorragend und die Preise angemessen. À la carte lassen sich auch noch Malossol Kaviar sowie einige spezielle Kaviar-Gerichte ordern, die wir allesamt verkosten durften. Diesmal muss es eben doch Kaviar sein…

Eine ganz klassische Kombination bringt Küchenchef Stefan Schartner mit Beef Tatar und Malossol Kaviar auf den Teller (bzw. Löffel). Der milde, weil nur mit wenig Salz behandelte, Malossol Kaviar tut sich gegen das würzige Beef Tatar allerdings ein wenig schwer. Andere Proportionen (mehr Kaviar – weniger Tatar) oder eine andere Würzung (vielleicht in Verbindung mit Kalbstatar?) müssten hier her. Dennoch: dieser Löffel ist Luxus pur und mundet auch dementsprechend. Wir jammern auf hohem Niveau.

Beim nächsten Gericht gibt es gar nichts zu meckern: das Gemüseröllchen mit gepufftem Amarant, Paprika, Zucchini und Oscietra Kaviar schmeckt einfach himmlisch. Der nussige Amarant harmoniert traumhauf zum buttrigen Oscietra Kaviar, das Spiel der Konsistenzen zwischen cremig und knusprig macht viel Spaß am Gaumen. Sehr gelungen ist auch die Kombination aus roh mariniertem Zander und Qiandao Kaviar, das einfachh zu gut aussah und es deshalb nicht mehr zum Fototermin schaffte.

Die Kaviar Gerichte im Steigenberger Herrenhof sind hervorragend und haben zweifelsfrei ihre Berechtigung. Uns schmeckt der Kaviar aber am besten pur, begleitet von ein paar Blinis und einem nicht zu großen Klecks Crème Double. Hier lassen sich auch die Unterschiede zwischen Qiandao und Oscietra Kaviar am besten herausschmecken: der chinesische Qiandao Kaviar überzeugt mit körniger Textur und fein-salzigen Aroma mit einer durchaus vordergründigen Fischnote. Das französische Pendant kommt cremiger und etwas subtiler daher. Der Oscietra begeistert uns mit fast schon buttrigen Fischaroma und feinsten Haselnussnoten.

Der Kaviar lässt sich in der schicken Herrenhof-Bar übrigens hervorragend mit dem equisiten Hubert de Gertale Champagner runterspülen. Der erfüllt neben dem Klischee auch alle Geschmackserwartungen an einen edlen Schaumwein. Noch besser schmeckt uns zum Kaviar allerdings ein milder Wodka wie der Puriste von Kracher/Hillinger oder der Mostviertler Bio-Wodka von Farthofer. Gut, dass einem im Steigenberger Hotel Herrenhof all diese Wünsche von den Lippen abgelesen werden. Also: nichts wie hin!

Steigenberger Hotel Herrenhof
Herrengasse 10
1010 Wien