“Man gönnt sich ja sonst nichts!”, denkt der Hedonist und bestellt sich ein Döschen Stör-Kaviar. Wem dieses Gefühl beim aktuellen Weihnachtseinkauf in der Wiener City überkommt (ist das nicht genauso normal wie der Gusto nach Punsch und Maroni? ), dem wird seit Neuestem im Steigenberger Hotel Herrenhof geholfen. Während sich die Spitzengastronomie eher auf heimischen Kaviar (Sicher! Grüll! Questers!) beschränkt und man in Hipster-Bars lieber Austern schlürft, hat sich Herrenhof-Küchenchef Stefan Schartner auf das schwarze Gold spezialisiert und lockt nicht nur russische Oligarchen mit einem verlockenden und vor allem fair kalkulierten Kaviar-Angebot aus dem Hause Prunier. Gut so: denn wenn man schon ein kleines Vermögen für den Stör-Rogen ausgeben möchte, dann sollte man sich punkto Qualität und Preis-Leistung sicher sein können.
Schlagwort-Archive: Wien
Gourmet Gasthaus Freyenstein | Majestätsbeleidigung im Edel-Beisl?
Meinrad Neunkirchner zählt seine Hauben und Sterne schon lange nicht mehr. Auf Auszeichnungen pfeift er vermutlich genauso wie auf Presse- und Blogger-Rezensionen. Deshalb kocht er in seinem Gourmet Gasthaus Freyenstein (warum bitte nicht nur Freyenstein?) so, wie es ihm gefällt. Und trotzdem, oder genau deshalb, löst Neunkirchner mit seinem Edelbeisl regelmäßig Begeisterungsstürme in der Zunft der mehr und weniger professionellen Gastrokritiker aus. Bei den Foodbloggern darf er sich sowieso größter Beliebtheit erfreuen – nicht nur dank Freyenstein-Hooligan Katharina Seiser, die gemeinsam mit Neunkirchner so großartige Werke wie Einer für Alles, Österreichisch Vegetarisch und So schmecken Wildpflanzen herausgebracht hat. Das heißt für uns: nicht nur die Erwartungen sind unglaublich hoch. Nein, es muss uns hier ganz einfach schmecken. Alles andere käme ja fast einer Majestätsbeleidigung gleich! Ob es wirklich so weit kommen musste?
Zum Gschupftn Ferdl | Wenn die Mizzi mit dem Bobo den Biosprit aus dem Doppelliter trinkt
Hans Moser trällert “Mei Naserl ist so rot, weil I so blau bin” aus dem Wienerlied-Wurlitzer. Daneben teilen sich zwei Paare ein Heurigenbankerl: das junge Hipsterpärchen bestellt gerade ein Uhudler-Kracherl zum Bio-Lardo von Thum, während sich zwei Grantler nach dem Schweinsbraten auch noch genüsslich Buchteln mit Vanillesauce reinschrauben und jeweils mit einem beherzten Schluck Bier runterspülen. Szenen wie diese hätte man vor einem Jahr noch vergeblich in Wien gesucht. In-Lokal und Heuriger, Bobos und Wiener Bazis, Bioqualität und Schlachtplatte – kann das überhaupt funktionieren? Ja, und wie! Der Gschupfte Ferdl macht es vor: Heurigen-Ambiente aus dem 21. Jahrhundert trifft hier auf Wiener-Schmäh und kompromisslose Produktqualität. Beim Ferdl sind nicht nur Sau und Gemüse von Bio-Qualität, sondern auch der Sprit (Wein, Bier, etc.) ist 100% biozertifiziert. Da fühlt sich jeder wohl – vom Biohedonisten bis zum Tschecheranten. Nur den Doppelliter – den gibt’s hier leider auch nicht mehr…
Stadtgasthaus Eisvogel | Picknick über den Dächern Wiens
Es soll ja Wiener (bzw. Wiener Neustädter) geben, die sind noch nie mit dem Riesenrad gefahren. Auch Tini war bis Anfang dieser Woche ein solches – gar nicht so seltenes – Exemplar. Wiener, die noch nie ein echtes Schnitzel vom Kalb gegessen haben, wird es hingegen weit weniger geben – aber sicher immer noch genug. Wir finden ja, dass man beides unbedingt einmal (Riesenrad) bzw. mehrmals (Kalbsschnitzel) gemacht haben muss. Kombinieren lässt sich das hervorragend mit dem Groupon-Deal Picknick über den Dächern Wiens, der uns dankenswerter Weise von Groupon im Rahmen ihrer Restaurantwochen zur Verfügung gestellt wurde. Der Deal bietet ein saisonales 3-Gänge-Überraschungsmenü für Zwei im Stadtgasthaus Eisvogel (2 Hauben!) inkl. Dessert und Sekt im eigenen (!) Riesenrad-Waggon. Und dank diesem Deal gab es dann für uns bzw. speziell für Tini eine tolle Premiere: einmal Riesenrad-Fahren mit dem derzeit wahrscheinlich besten Kalbsschnitzel Wiens im Bauch! Fast schon kitschig – nein halt: eigentlich sehr kitschig!
Mercado | Aromenzauber am Familientisch
Verwöhnte Fratzen sind wir! Jawohl! Weil: Je regelmäßiger wir Restaurants besuchen, desto schwieriger ist es uns zu beeindrucken (bzw. desto leichter fällt uns das Nörgeln). In letzter Zeit haben Lokale vor allem durch Besonderheiten abseits der reinen Kulinarik Eindruck bei uns hinterlassen: das Kussmaul mit Lässigkeit und Ambiente, das Tian mit Veggie-Konzept und malerisch angerichteten Tellern, und der Hanner mit besonders schlechtem Service. Schön, dass es nun endlich wieder mal ein Restaurant geschafft hat, uns nur mit seiner Kernkompetenz zu verzaubern: im Mercado haben wir nämlich schlichtweg Dinge gegessen und Aromen geschmeckt, die wir so noch nicht kannten. Und ein schöneres Kompliment können wir einer Küche eigentlich nicht machen…
Kussmaul | Rockstars in the Kitchen
Rockstars lassen ihr Publikum bei Konzerten ja gerne warten. Und auch Küchenchef Mario Bernatovic hat etwas länger gebraucht, bis er seine neue Bühne am Spittelberg endlich betreten hat. Die Erwartungen an das – vielfach als Konzept-Restaurant denunzierte – Kussmaul waren dementsprechend hoch. Mitte Juli war es dann endlich so weit: das Kussmaul – Café, Bistro, Pâtisserie und Restaurant zugleich – öffnete seine Pforten. Während untertags aus einer hochwertigen Frühstücks- und hippen Snack-Karte gewählt werden kann, verwandelt sich das durchgestylte Lokal am Abend in das derzeit wohl coolste Fine Dining Restaurant Wiens. Wer dieses Spektakel in erster Reihe erleben möchte, bucht am besten den Chefs Table und genießt ein 10-Gang-Überraschungsmenü mit bestem Blick auf die offene Schauküche. Dort spielt Bernatovics Küchencrew ganz groß auf. Die sehen nämlich nicht nur so aus wie bekackte Rockstars (im positivsten Sinne), sondern rocken die Küche auch entsprechend. Locker, lässig, geil!
Tian Vienna | Himmlische Gaumenfreuden
Nein, wir werden hier keine Klischees über Vegetarier, Birkenstock-Bobos und Körndl-Zähler bemühen. Wir erwähnen genau einmal, dass es sich beim Tian um ein vegetarisches Gourmetrestaurant handelt. In Wirklichkeit ist das aber (zumindestens für uns als nicht-ideologische Allesesser) schnurzpiepegal. Im Tian schmeckt das Essen einfach Weltklasse. Dass am Teller weder Fisch noch Fleisch zu finden sind, fällt gar nicht weiter auf. Denn die Geschmackskompositionen sind derat grandios (wie etwa eingangs das Gurkenmousse mit vegetarischem Kaviar oder das Curry-Reisbällchen mit Radieschen), dass man sich hier wie im kulinarischen Himmel fühlt. Und das ist in einem Restaurant mit dem Namen Tian eigentlich keine Überraschung…
Restaurant Bauer | Mein Gott Walter!
Mein Gott Walter! Wir wissen ja, dass du mit ein paar Hauben und sogar mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet bist – aber müssen deine Menüs wirklich so teuer sein?
Mein Gott Walter! Kannst du dein schnödes – *rüspel* ähm – gediegen-traditionelles Ambiente nicht ein bisschen aufpeppen und aus dem vorigem Jahrhundert heraus holen?
Mein Gott Walter! Deine Speisen und Weine überzeugen auf eine so herrlich unaufge-regte Art und Weise, dass wir dich gerne öfter besuchen kommen würden. Aber vorher lass uns bitte an den ersten beiden Punkte arbeiten…
Sakai | Mehr als nur Sushi
Wir haben absolut keine Ahnung von der japanischen Küchen. Ich meine: ja, wir benutzen zwar voller stolz unser japanisches Santoku-Messer und ja, wir lieben Sushi (bitte, wer nicht?) – aber ansonsten hatten wir mit der Kochkunst aus dem Land der aufgehenden Sonne noch nicht viel am Hut. Dabei besteht Japans Küche bestimmt aus weit mehr als nur rohen Fisch. Mitten in Wien bietet derzeit wohl das Sakai die beste Gelegenheit, um sich auf eine Reise durch Japans kulinarische Vielfalt zu begeben. Altmeister Hiroshi Sakai (lange im legendären Unkai im Wiener Grand Hotel tätig) hat im November sein eigenes kleines Gassenlokal im 8. Bezirk eröffnet und kocht dort mit seiner mannigfaltigen Kaiseki-Küche groß auf. Wir waren dort und haben sie für Euch gekostet…
Mraz und Sohn | Skandal im Vorbezirk
Beinahe jeder Bericht vom Mraz und Sohn beginnt damit, dass man in einem unscheinbaren Vorbezirk wie Wien-Brigittenau wohl kein sterneverdächtiges Restaurant vermuten würde. Wir finden das gar nicht so ungewöhnlich, liegen doch viele der besten Gourmethäuser des Landes am sprichwörtlichen A**** der Welt (z.B. in Schützen, Werfen oder Filzmoos). Wichtiger als der Ort ist aber sowieso die Frage nach dem Koch und dessen Küchenstil, der einem zu Reisen in entlegenere Gefilde motiviert – oder eben auch nicht. Im Falle von Markus Mraz ist ein Abstecher in den Vorbezirk auf jeden Fall gerechtfertigt, denn was in seinem schicken Restaurant kulinarisch abgefeuert wird, schreit schon fast nach einem Skandal: Foodporn, so weit das Auge reicht! Im Mraz und Sohn wird jedes Gericht als optischer Knaller oder mit einem kleinen Gag serviert. Ob bei so viel Oberflächlichkeit auch Platz für geschmacklichen Tiefgang bleibt?