MondoVino | Von Lagen-Sauvignons, Blaufränkern und einem Tiefstapler namens Pöckl

Eine Weinverkostung macht ja am meisten Spaß, wenn man direkt vor Ort am Weingut ist und sich dort gemeinsam mit dem Winzer/der Winzerin durch das Sortiment kosten kann. Wein muss schließlich nicht nur schmecken – der persönliche Bezug und die emotionale Bindung zum Produkt sind genau so wichtig. Natürlich gönnt man sich viel zu selten eine Fahrt zu seinen Lieblings-Weinbauern – und ganz ehrlich: so klein ist das Weinland Österreich dann auch wieder nicht.

Zum Glück gibt es Weinmessen wie die MondoVino, bei der sich viele Winzer und Kellermeister persönlich die Zeit für die Präsentation ihrer Weine und das Gespräch mit ihren Kunden nehmen. So kommt man mit den Winzern ins Plaudern, kann deren Weinstil und -Philosphie besser nachvollziehen, und ganz nebenbei die jeweiligen besten Tropfen des Hauses verkosten (über deren Anschaffung man aufgrund der hohen Preise normalerweise drei mal nachdenkt). Auf der MondoVino, die letztes Wochenende von Wein & Co im Wiener Konzerthaus veranstaltet wurde, konnte man gleich über 200 Weingüter auf einmal besuchen. Wir haben uns ins Getümmel gestürzt und berichten Euch von famosen Sauvignon Blancs aus der Südsteiermark, grandiosen Blaufränkisch aus dem Burgenland und einem internationalen Aushängeschild der Österreichischen Weinszene.

Weingut Jaunegg

Nachdem wir uns als Aperitif durch ein paar Champagner gekostet haben (unser Favorit: der Rosé Brut Prestige von Duval-Leroy) begeben wir uns in die Südsteiermark zum symapthischen Jungwinzer Daniel Jaunegg. Der erzählt uns nicht nur, dass er seinen Wien-Aufenthalt für Restaurant-Besuche im Steirereck und Konstantin Filippou genutzt hat, sondern präsentiert uns auch seine Sauvignon Blancs. Schon der Klassik kann als idealtypisch bezeichnet werden, großes Kino spielt sich aber bei den Lagen-Sauvignons ab:

Der Sauvignon Blanc Knily vereint für uns die beiden Vorteile eines Klassik- und Lagen-Sauvignons. In der Nase kommt neben etwas Paprika und Cassis auch eine schöne exotische Note zur Geltung. Am Gaumen gibt sich der Knily mineralisch, sehr lebendig und finessenreich. Bei der Spitzenlage Muri vermissen wir zwar die typischen SB-Charakteristika, dennoch macht dieser Ausnahmewein mit seinem Spiel aus reifen Fruchtnoten und eleganten Säurespiel viel Freude – Duft nach Tropenfrüchten und Kräutern, stoffig, elegant und langanhaltend.

Erwin Sabathi

Viel Spaß gibt es auch nebenan bei Erwin Sabathi, der seine Lagenweine mit sichtlich viel Freude aus fetten Magnum-Flaschen ausschenkt. Sabathi referiert eindrucksvoll darüber, dass in seinem Betrieb fast nur mehr Spontangärung zum Einsatz kommt – denn nur so könne die Charakteristik der einzelnen Lagen richtig zum Ausdruck kommen. Wir starten mit dem Sauvignon Blanc Poharnig, der mit seinem intensiven Bukett nach Paprika und schwarzen Johannisbeere begeistert. Eine feine Feuersteinnote erinnert uns gar an typische Sauvignons aus der Loire. Die lebendige Säure und den guten Trinkfluss hat der Poharnig mit dem Sauvignon der Lage Pössnitzberg gemein. Der unterscheidet sich in der Nase durch gelbe Frucht, feine Stachelbeere und schöne Kräuterwürze.

Kellermeister vom Weingut Silvia Heinrich

Die MondoVino ist zwar auch ein wahres Eldorado für Liebhaber des internationalen Weinmarktes, wir konzentierten uns heuer aber auf die heimischen Gewächse. Bei den Rotweinen wählen wir dabei Österreichs Paradesorte – den Blaufränkisch: Dazu besuchen wir das Weingut Silvia Heinrich aus dem Mittelburgenland, das durch seinen Kellermeister bestens vertreten ist. Deren Blaufränkisch Goldberg Reserve hat es uns schon immer angetan, den 2009er Jahrgang davon gab es sogar auf unserer Hochzeit. Der fruchtig-würzige Duft in der Nase des 2011ers mit seiner reifen Kirschnote und eleganten Holzton holt uns die schönen Erinnerungen an diesen Tag gleich wieder zurück. Die feinen Tannine und der extrasüße lange Nachhall machen diesen saftigen Wein zu unserem absoluten Liebling. In einer ganz eigenen Liga spielt auch der Blaufränkisch Cupido 2011, der trotz seiner Jugend schon jetzt überzeugen kann: In der Nase treffen wir auf ein unfassbar facettenreiches Bukett von dunklen Beeren sowie verschiedenster Gewürz- und Edelholznoten. Am Gaumen gibt sich der Cupido geschmeidig und elegant, aber dennoch kraftvoll und mit langem Abgang.

G.u.R. Triebaumer: Blaufränkisch

Beim Weingut Günter und Regina Triebaumer haben wir den süffig-perligen Muscato (der war mal wieder “ausgetrunken”) ebenso knapp versäumt, wie den Winzer selbst. Macht nichts, denn die beiden Blaufränkisch aus den Spitzenlagen Plachen und Oberer Wald lassen wir uns trotzdem nicht entgehen. Beide Weine geben mit ihrer markanten Kirschkonfit-Nase kräftig an, wobei der Plachen recht geradlinig mit exotischer Würze und zarten Barriquetönen daherkommt, während der Oberer Wald mit seinem Pfeffer, dunklen Beeren und ätherischen Anklängen vielschichtiger ist. Beide Weine haben dank ihrer eigenwilligen Stilistik (mächtig-reif aber dennoch mineralisch-kühl) einen hohen Wiedererkennungsgrad und bieten dadurch ein einzigartiges Trinkvergnügen.

René Pöckl

Als krönenden Abschluss besuchen wir mit dem Weingut Pöckl noch eines der renommiertesten Rotweingüter Österreichs. Hinter dem zurückhaltenden jungen Mann am Verkostungsstand vermuten wir zunächst “nur” einen Mitarbeiter des Weinguts. Im Laufe des Gesprächs stellt sich jedoch heraus, dass uns der Junior-Chef René Pöckl selbst gegenübersteht. Ganz bescheiden, aber mit viel Kompetenz präsentiert er uns sein beeindruckendes Rotwein-Sortiment. Was für ein Tiefstapler! Spätestens bei seinen Kapazundern wie den Rosso e Nero und Admiral bleibt uns der Mund vor lauter Staunen offen. Die beiden Cuvées aus Zweigelt, Cabernet Sauvignon und Merlot (bzw. Blaufränkisch) geben sich schon jetzt sehr harmonisch und deuten ihr riesiges Potenzial an. Apropos Potenzial: Als wir mit René Pöckl darüber sprechen, dass es eigentlich ein Frevel sei, seine Weine so jung (Jahrgang 2011) zu trinken, blüht der Jungwinzer endgültig auf und hält eine leidenschaftliche Brandrede für das Trinken gereifter Weine. Er “trinke seine Weine erst ab dem Alter von 10 Jahren“. Gut, denken wir uns – den Admiral 2009, den wir eigentlich schon heuer zu Silvester köpfen wollten, werden wir wohl erst ein paar Jahre später trinken. Womit wir hier gleich einen Blogpost für das Jahr 2019 ankündigen wollen: die Verkostung des Pöckl Admiral 2009. Wehe der schmeckt dann nicht!

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