Sakai | Mehr als nur Sushi

Sakai

Wir haben absolut keine Ahnung von der japanischen Küchen. Ich meine: ja, wir benutzen zwar voller stolz unser japanisches Santoku-Messer und ja, wir lieben Sushi (bitte, wer nicht?) – aber ansonsten hatten wir mit der Kochkunst aus dem Land der aufgehenden Sonne noch nicht viel am Hut. Dabei besteht Japans Küche bestimmt aus weit mehr als nur rohen Fisch. Mitten in Wien bietet derzeit wohl das Sakai die beste Gelegenheit, um sich auf eine Reise durch Japans kulinarische Vielfalt zu begeben. Altmeister Hiroshi Sakai (lange im legendären Unkai im Wiener Grand Hotel tätig) hat im November sein eigenes kleines Gassenlokal im 8. Bezirk eröffnet und kocht dort mit seiner mannigfaltigen Kaiseki-Küche groß auf. Wir waren dort und haben sie für Euch gekostet…

Die Erwartungen sind groß, schließlich hat das Sakai schon nach kürzester Zeit den Ruf, der beste Japaner Wiens zu sein. Beim Betreten des Lokals sind wir deshalb mal kurz enttäuscht. Interieur und Ambiente unterscheiden sich kaum vom Normalo-Japaner ums Eck. Asiatischer Deko-Kitsch soll die langweilige Einrichtung aufpeppen – das kann nicht gut gehen. Eine stylisch-nüchterne oder erdig-rustikale Inneneinrichtung (wie man sie sich in einer geheimen Sushibar in Tokio vorstellt) hätte uns da viel besser gefallen.

Aber wir sind ja zum Essen hier: Die Auswahl ist riesig – die Speisekarte umfasst weit mehr als 50 Positionen und reicht von saisonalen Gerichten über Sushi/Sashimi bis hin zu Nudeln, Gegrillten und Gebackenen. Normalerweise würden wir sagen: das kann nicht funktionieren. Große Karte, kleine Qualität – das haben wir schon allzu oft erlebt. Der Ruf von Großmeister Sakai und die vollen Tische im Restaurant sagen aber was anderes – wir bleiben also optimistisch. Wer sich (wie wir) angesicht der großen Auswahl nicht entscheiden kann, ist mit den Kaiseki-Menüs bestimmt am besten bedient. Diese werden in 5 Größen und Varianten (von 22 € bis 55 €) angeboten und bieten einen guten Querschnitt durch die Karte. Wir machen hingegen das, was man in guten japanischen Restaurants angeblich immer machen sollte: wir bestellen Omakase (um 65 €) und begeben sich damit voll in die Hände des Küchenchefs, der uns mit folgender Menüfolge überraschte:

Gekochte Pilze mit Sesam, Yuzo Sour, Austern

Die Pilze in Sesamsauce vorweg sind noch recht unspektakulär geraten, der Yuzo Sour als Aperitif schmeckt da schon besser. Mit den rohen Austern mit scharfer Sauce aus Tomaten, Chili und Zwiebel geht es dann richtig los. Wir finden ja noch immer, dass Austern nicht besonders appetitlich aussehen – diese hier sind allerdings von tadelloser Qualität und schmecken hervorragend. Wichtig sind uns hier Biss und Konsistenz der Auster, die keinenfalls zäh bzw. schlatzad ausfallen darf. Die Sauce ist was für mutige Scharfesser – wir genießen lieber nur mit Zitrone.

Vorspeisenvariation

Es geht weiter mit einer Vorspeisenvariation bestehend aus vier unterschiedlichen Gerichten, die allesamt in entzückenden Porzellan-Schalen angerichtet sind. Das geschmorte Rind mit japanischen Schwarzwurzeln begeistert uns dabei mit seinem Geschmacksspektrum von süß-sauer bis scharf am meisten. Das eingelegte Ei mit Lachskaviar, die frittierten Shrimps und die roh-marinierte Gelbschwanzmakrele sind aber ebenso vorzüglich.

Reissuppe mit Muscheln und Bambus, Sakai

Danach wird uns eine klare Reissuppe mit Muscheln und Bambus-sprossen serviert, die trotz (oder genau wegen?) ihrer geschmacklicher Zurückhaltung irgendwie was sehr reinigendes und wohltuendes an sich hat. Ein dezenter Kraftschöpfer mit herrlicher Muschel- und knackiger Bambussprossen-Einlage.

Dazu genehmigen wir uns ein erstes Glas gekühlten Sake (kikusui karakuchi um 4,90 €), dem hier allgemein eine größere Rolle als dem Wein zugespielt wird. Mehr als 10 verschiedene Reisweine stehen im Angebot. Besitzer Hiroshi Sakai möchte den edlen Sake in Österreich bekannter machen und als Speisebegleiter etablieren. Ein gut gemeintes Vorhaben, das aber nur funktionieren kann wenn das Servicepersonal mitspielt und etwa Empfehlungen und Beschreibungen abliefern kann. Leider ist das im Sakai noch nicht der Fall. Somit hat der Sake an diesem Abend leider keinen bleibenden Eindruck hinterlassen können.

Sashimi

Viel länger in Erinnerung bleiben wird uns hingegen das großartige Sashimi (Lachs, Thunfisch, Jakobsmuschel), das uns Küchenchef Sakai mit dem nächsten Gang serviert. Unglaubliche Fischqualität, eine dezente (nicht zu salzige) Soja-Marinade und dazu nur Avocado, knusprige Kartoffelfäden, Wasabi und eine superscharfe Peperonipaste machen dieses Gericht zu einem wahren Traum für Liebhaber von roher Fisch- und Meeresfrüchte-Ware. Wer braucht schon Reis? L-E-G-E-N-D-Ä-R!

Gegrillter Butterfisch, Eistich mit Aal

Beim nächsten Gang kommt der Fisch warm auf den Teller. Der gegrillte Butterfisch überzeugt mit tollen Röstaromen und einer beinahen cremigen Konsistenz, nichtsdestotrotz ist der Butterfisch natürlich eine recht gallige Sache. Ebenfalls sehr mächtig ist der Eistich mit Aal mit herrlichem Raucharoma und krenscharfer Senfsauce.

Tempura

Auf Gegrilltes folgt Gebackenes. Das Tempura von Gemüse (Paprika, Melanzani), Garnele und Fisch schmeckt genau so, wie es sollte: knusprig, knackig, saftig. Der Paprika scheint durch den Frittiervorgang sogar an Aroma und Intensität dazu gewonnen zu haben. Der Rest ist ebenfalls gut, aber nicht mehr.

Sushibox

Als wir gar nicht mehr damit rechnen (wir sind schon absolut satt) kommt dann noch eine Sushibox mit 3 Nigiri (Garnele, Tintenfisch, Thunfisch) und 3 California Maki daher. Anders als üblich sind diese schon so gut und pikant gewürzt, das ein zusätzliches Eintunken in ein Wasabi-Sojasaucen-Mischmasch nicht mehr notwendig ist. Perfekt!

Crème Brûlée mit schwarzem Sesam, Früchten und Panna Cotta

Das Dessert –  die Crème Brûlée mit schwarzem Sesam sowie frische Früchte und eine Art Panna Cotta - markiert dann auch noch einen sehr erfreulichen süßen Abschluss.

Wenn man im Sakai bei den Menüs bleibt, bekommt man um sein Geld ordentlich was geboten. Um 65 € wurden wir mehr als satt und haben uns beinahe durch die gesamte Speisenvielfalt der Karte kosten können. Die À-la-carte Preise scheinen uns hingegen etwas hoch angesetzt zu sein (z.B. 12 Sushi um 24,90 €). Trotz dem absolut genialen Omakase-Menü konnte uns das Sakai jedoch nicht übermäßig begeistern. Neben dem guten Essen fehlt dem Sakai das gewisse Etwas, der spezielle Touch, der einem das Gefühl gibt, in einem besonderen Restaurant zu sein. Ambiente, Service und auch das Getränke-Handling (fehlende Kompetenz bei Wein und Sake) sind dafür einfach zu schwach. Vielleicht kupfert sich hier das Sakai noch ein paar Scheiben vom Mochi ab, dann küren wir ihn vielleicht auch zum besten Japaner der Stadt.

Sakai
Empfehlenswert 
Preis-Leistung: ok 

Sakai – Taste of Japan
Florianigasse 36, 1080 Wien
www.sakai.co.at

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