Fabios | Reich & Schön isst Teuer & Gut

Im Fabios steht die Inszenierung ja schon immer im Mittelpunkt: die Gäste – meist reich und schön – nutzen den chicen Speisesaal als Bühne um zu Sehen und Gesehen zu werden; der Gastgeber wiederum – meist in Anzug und Converse gekleidet – tut alles dafür, damit sich die schicke Klientel in seinem lässigen Wohnzmmer rundum wohl fühlt. Einzig und allein das Kulinarische (nicht unwesentlich für ein Restaurant!?!) geriet in den letzten Jahren in den Hintergrund. Intendant Giacobello zog die Reißleine, schloss sein Lokal und kündigte eine Neueröffnung an. Und diese wurde von PR-Profi Fabio Giacobello wiederum perfekt in Szene gesetzt: Im Laufe von nur wenigen Wochen wurde das Fabios umgebaut – und scheinbar noch begehrter. Als dankbare Opfer dieses Relaunchs wurden auch wir neugierig und besuchen das – angeblich – lässigste Wohnzimmers Wien an der noblen Tuchlauben-Adresse. Während wir zuvor das Fabios wohl nicht besucht hätten, locken uns jetzt vor allem zwei gute Gründe dorthin:

  1. Joachim Gradwohl, Drei-Hauben-Koch und Garant für authentische und hochwertige Küche.
  2. Das neue Küchen-Konzept an sich: kleine Speisen zu moderaten Preisen werden uns versprochen. Ja sogar von Tapas (oder zumindestens ähnlichem) wird uns berichtet…
Dem wollen wir natürlich auf den Grund gehen und begeben uns für einen Abend in die Wiener High Society…

Thunfisch Sashimi mit Wassermelone, Gurke und KorianderWir starten mit einem farbenprächtigen Thunfisch Sashimi mit Wassermelone, Gurke und Koriander. Der leuchtend bunte Teller verspricht nicht zu viel – das Gericht ist erfrischend, würzig und schmackhaft zugleich. Gruß aus der Küche bekommen wir leider keinen.

Crispy Sepia mit grünem Chili und Mango - AvocadosalsaDer Crispy Sepia mit grünem Chili und Mango mit Avocadosalsa wird seinem Namen gerecht – knusprige Hülle, bissfester Kern. Geschmacklich delikat abgerundet mit Chili, Mango und Avocadosalsa, würden wir diesen kleinen Snack auch gerne mal vor der Mattscheibe statt Chips und Popcorn knabbern.

Fabios Fischsuppe

Die Fabios Fischsuppe wird uns zwar unspektakulär präsentiert, in der Tiefe des Tellers verbergen sich allerdings Meeresfrüchte und kleine Fischstückchen als wunderbare Einlage. Die Suppe selbst ist samtig, unaufdringlich, aber sehr raffiniert. Bravo!

Ricotta Ravioli mit Muskatkürbis und Majoran

Die Ricotta Ravioli mit Muskatkürbis und Majoran schmecken ganz gut, aber der besondere Funke ist bei diesem Gericht nicht übergesprungen.

Buccatini mit Rehsugo, Waldpilzen und Petersilienpesto

Als weiteres Nudelgangerl werden zusätzlich Buccatini mit Rehsugo, Waldpilzen und Petersilienpesto geordert. Der Bolognese-Klassiker in der Wildvariante ist zwar deftig und etwas derbe, aber saulecker.

Hühnerleber mit Erdäpfelpüree

Die Hühnerleber mit Erdäpfelpüree schaut am Teller nach nicht besonders viel aus. Muss sie aber auch nicht: denn sie ist perfekt zubereitet und eine Empfehlung für alle Freunde von Innereien. Nicht mehr, nicht weniger – und das reicht bei so guten Grundprodukten!

Lammrücken vom Holzkohlegrill mit Gemüse und Oliven

Der Lammrücken vom Holzkohlegrill mit Gemüse und Oliven weiß hingegen auch optisch zu überzeugen. Denn das Grillmuster lässt uns auf wunderbare Röstaromen hoffen – außerdem wissen wir ja, dass ein Josper-Grill in der Küche steht. Leider bleibt es bei der Hoffnung: das Fleisch ist zwar perfekt gebraten, von Röstaromen fehlt aber jede Spur.

Heilbutt mit Gnocchi, Walpilzen und Kürbisgemüse

Der Heilbutt mit Gnocchi, Walpilzen und Kürbisgemüse ist auf den Punkt gegart und zergeht auf der Zunge wie Butter. Die Gnocchi sowie die Waldpilze und der Kürbis sind eine stimmig Ergänzung für dieses wirklich gelungene Gericht.

Crème Brûlée mit Grünem Apfel Sorbet

Zum Abschluss gab es Crème Brûlée mit grünem Apfelsorbet. Hier überzeugt uns das erfrischende Sorbet mehr als die Crème selbst – die ist nämlich viel zu süß!

Unser Fazit für den Abend: Im Fabios isst man teuer und gut – aber eben “nur” gut. Der besondere Zauber des neuen Fabios hat uns nur gestreift, aber nicht in Verzückung versetzt. Von einem neuen Küchenkonzept fehlt fast jede Spur: wir finden weder eine preiswerte Karte vor (Fischsuppe: 12 €, Vorspeisen und Pasta: 12-25 €, Hauptspeisen ab 27 €), noch gibt es Tapas oder kleine Gerichten zum Probieren. Lediglich bei den Pasta-Gängen wurden uns auf Wunsch ein kleinerer Gang zu einem günstigeren Preis angeboten. Und wieso in einem Restaurant dieser Kategorie kein Amuse Bouche serviert wird, finden wir ebenso verwunderlich und sehr schade. Dennoch: Gradwohl und sein Team zaubern tolle Gerichte auf die Tische – hochwertig, geradlinig und sehr schmackhaft. Innovationen gibt es dafür wenige.

Ein Lob gilt dem Serviceteam: flink, freundlich und sehr zuvorkommend. Eine kleine Verwechslung beim Hauptgericht wollte unsere Kellnerin mit einem Kaffee wieder gut machen. Als wir dankend ablehnen (zu spät für Koffein), bekommen wir stattdessen eine Rose überreicht (die dem gerade im Restaurant anwesenden Rosenverkäufer abgeluchst wurde). Sehr aufmerksam – vielen Dank!

fabios
Empfehlenswert Preis-Leistung: schlecht

Fabios
Tuchlauben 4-6, 1010 Wien
www.fabios.at

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