Nach unserem eher ärgerlichen ersten (und bis dahin letzten) Besuch im Alten Backhaus im Jahr 2011 kurz nach der Eröffnung waren wir ja fast schon geneigt zu sagen: “Die sehen uns nie wieder!”. Da man aber bekanntlich niemals nie sagen sollte, und wir außerdem aus allen Ecken nur Positives über Wiener Neustadts Edelwirtshaus gehört haben, wagen wir schließlich einen zweiten Besuch: Sehr freundlich werden wir von Herrn Schmutzer Junior empfangen und zu unserem Platz geleitet. Das Restaurant ist rappelvoll, alle Tische sind bereits vergeben – die darauf servierten Speisen sehen vielversprechend aus. Voller Vorfreude starten wir in den Abend und lassen uns überraschen, was dieser wohl so bringen wird:
Als Gedeck findet ein Kürbiskern-Gervais-Aufstrich, Räucherschinken, Butter und Karpern sowie Oliven den Weg auf den Tisch. Kein sehr besonderer aber in seiner Einfachheit ein sehr leckerer Start in den Abend. Ein echtes Amouse Bouche wäre uns freilich lieber gewesen.
Aber schon die erste Vorspeise – die Kaninchen- und Gänseleberterrine mit hausgemachtem Brioche und Dirndlsorbet - zeigt uns, dass hier sehr ambitioniert gekocht wird. Vor allem das fruchtig frische Dirndlsorbet ist eine angenehme Ergänzung zur kräftigen Terrine. Die gebratene Gänseleber dazu hätten wir gar nicht erwartet (wir haben ja nur eine Terrine bestellt) – das kleine Extra schmeckt aber vorzüglich und beweist: diesmal dürfte das Preis-Leistungsverhältnis stimmen. Dazu wird uns vom Servicechef ein Rotgipfler Rodauner 2011 von Karli Alphart empfohlen – eine sehr weise Wahl.
Vorspeise Nummer 2 kann mit der Qualität der Ersten mehr als nur mithalten: Zweierlei von der Entenbrust auf Balsamicolinsen entzücken unseren Gaumen doppelt, besonders hat es uns aber die geräucherte Entenbrust angetan. Kurzum: eines der Highlights des Abends!
Die rosa gebratene Lammkrone mit Polentakruste, Thymiansafterl und Erdäpfel-Cordon bleu wird so serviert wie angekündigt – rosa und auf den Punkt gebraten. Beim ersten Schnitt ins Fleisch wird uns trotzdem kurz bange – ob das Fleisch wohl zäh ist? Zum Glück nein, das Fleisch präsentiert sich zart und g’schmackig – einzig und alleine die Messer sollten mal ausgetauscht werden.
Das Geschmorte Ochsenbackerl mit Wurzelgemüse und Eierschwammerlstrudel überzeugt uns ebenso: das butterweiche Fleisch wird von einer delikat abgeschmeckten Sauce umschmeichelt. Der Eierschwammerlstrudel duftet nach Wald und trifft genau unseren Geschmack. Weniger Glück hat die Frau Kellner bei der Weinempfehlung: der Cabernet-Sauvignon 2011 von Landauer-Gisperg ist zwar ein toller Jungwein, hätte aber für die beiden kräftigen Hauptgerichte noch ein paar Jahre im Weinkeller benötigt.
Auch für den süße Zahn gibt es dank der Nusspalatschinke mit hausgemachter Schokosauce und Butterkekseis einen würdigen Abschluss. Vor allem das Butterkekseis sei an dieser Stelle löblich erwähnt.
Einziger Wermutstropfen an diesem Abend: die Feine Käsevariation mit Feigensenf trifft leider gar nicht unseren Geschmack. Aber bei Käseauswahl und -geschmack scheiden sich ja bekanntlich die Geister.
Alles in Allem hat sich der erneute Besuch im Alten Backhaus mehr als gelohnt und wir freuen uns, dass es in Wiener Neustadt nun endlich wieder ein vernünftiges Lokal in der gehobenen Gastronomie gibt. Service und Küche agierten den ganzen Abend über souverän und professionell, von der gestressten Atmosphäre des letzten Jahres war keine Spur mehr zu sehen. Bitte weiter so!
Altes Backhaus
www.altes-backhaus.at